Nokia Streaming Box 8000 (Nokia)
Auf der Suche nach einem Raspi-Ersatz für ein Navigationssystem für AvNav bin ich auf die Nokia Streaming Box 8000 gestoßen. Die Box hat ähnliche Leistungsdaten wie ein Rasperry Pi 4B:
- CPU: Amlogic S905X3 bis 1,5 GHz, Quad Core für ARM Cortex-A55
- GPU: Mali-G31 MP2
- RAM: 2GB
- Flash: 8GB (ca. 4GB für User nutzbar)
- WiFi: 2.4GHz/5GHz
- LAN: RJ45 10M/100M
- Bluetooth 4.2 (4+ real)
- HDMI Ausgang: HDMI2.0 zur Unterstützung von 4K und 2K Displays
- USB-Anschluss: 1x USB 3.0, 1x USB-C (500mA)
- Netzteil: DC 12V/1A
- OS Version: Android 10.0
- Google App-Store (eingeschränkt nutzbar)
- BT-Fernbedienung mit Micro und beleuchteten Tasten
Abb.: Anschlüsse (Nokia)
Abb.: Nokia Streaming Box 8000 mit Fernbedienung (Nokia)
Die TV-Box ist primär zum Fernsehen gedacht und benutzt Android TV als Betriebssystem. Android TV ist an den Google PlayStore angebunden und es lassen sich auch einige artfremde Apps nachinstallieren, die nicht in die Sparte der Multimedia-Anwendungen gehören. Ein Großteil der Apps die für ein Handy gedacht sind, lassen sich aber nicht über den eingebauten PlayStore der TV-Box installieren. Über den Umweg einer apk-Datei können aber auch beliebige Apps installiert werden. Dazu muss man einen Datei-Manager installieren und die Installation aus fremden Quellen zulassen. Mit Hilfe eines Memory-Sticks wird die apk-Datei in die TV-Box übertragen und über den Dateimanager die apk-Datei installiert. Der Quad Core ARM Cortex-A55 stellt ausreichend Rechenpower zur Verfügung, um Navigations-Anwendungen flüssig und ruckelfrei laufen zu lassen. Über die beiden USB-Anschlüsse können z.B. ein GPS-Empfänger und ein RS422-Adapter für NMEA0183 angeschlossen werden. Wer NMEA2000 anbinden möchte, kann das mit dem M5Stack Atom NMEA2000 Gateway realisieren. Wer mehr USB-Ports benötigt, verwendet einen USB-Hub.
Ein typisches Einsatz-Szenario für die Android TV-Box würde so aussehen:
Abb.: Einsatz-Szenario für die Android TV-Box
Die TV-Box wäre in der Nähe des Kartentisches installiert. Ein PC-Monitor mit Lautsprechern oder ein TV-Gerät wäre über HDMI mit der TV-Box verbunden. Die Apps würden am Monitor oder TV-Gerät mit einer Maus und Tastatur bedient. Als Navigationslösungen lassen sich verschiedene Apps verwenden wie:
Navionics lässt sich leider nicht installieren, da es dafür keine offiziellen apk-Quellen von Herstellerseite gibt.
Die TV-Box ist über WiFi mit dem Internet-Router im Boot verbunden und kann so Daten mit anderen Geräten im Netzwerk austauschen. Wer einen Kabelverbindung vorzieht, kann auch eine Vernetzung mit Netzwerkkabel durchführen. Bei Verwendung von AvNav kann die Navigationslösung im Remote-Modus auch auf ein im WiFi-Netzwerk befindliches Tablett gespiegelt und bedient werden. So kann man gleichzeitig am Steuerstand ein Tablett benutzen und unter Deck am großen Monitor arbeiten. Mit der Installation beliebiger Android Apps lässt sich das System individuell erweitern und erfordert kein Spezialwissen. Über USB lassen sich sowohl NMEA0183 als auch NMEA2000 einbinden.
Abb.: Original Nokia Launcher
Abb.: AvNav App auf Nokia Streaming Box 8000
Fazit
Die Nokia Streaming Box 8000 lässt sich durchaus zur Boots-Navigation mit der AvNav Andriod App verwenden. Die Bedienung ist genau so gut wie auf einem Raspi 4B, unterliegt aber kleinen Funktionseinschränkungen gegenüber einem Rasberry Pi. Es lassen sich z.B. keine kommerziellen Seekarten von o-charts einbinden. Aktuell wird aber an einer Lösung gearbeitet, so dass diese Funktion in Zukunft auch der Android App von AvNav zur Verfügung steht. Die Funktionen der TV-Box sind gut durchdacht und es lässt sich damit gut fernsehen. Disney+ ist bereits neben Netflix, Prime Video, DAZN, RTL+ und Zatto vorinstalliert. Wer noch mehr benötigt kann es über der PlayStore nachinstallieren. Als TV-Box macht die Nokia Streaming Box 8000 einen sehr guten Eindruck und hat keine Probleme mit 4K. Einzig die Fernbedienung überzeugt mich nicht ganz. Sie liegt nicht so gut in der Hand. Dafür ist sie mit beleuchteten Tasten ausgestattet, was heute nicht mehr üblich ist. Einziger Nachteil bleibt das umständliche Starten von artfremden Apps, die man über das Einstellungsmenü unter Android TV vornehmen muss. Mit der Maus oder Fernbedienung hat man die App aber schnell gestartet. Allerdings werden diese Apps nicht als Kachel auf der Startseite dargestellt. Den Nachteil kann man aber ausgleichen, wenn man einen neuen Android Launcher installiert, wie z.B. Smart Launcher.
Abb.: Smart Launcher mit angepasster Startseite
Insgesamt macht die TV-Box einen ganz brauchbaren Eindruck und kann neben TV-Funktionen auch auf Booten sinnvoll mit der AvNav App zur Navigation eingesetzt werden. Wer die TV-Box am Kartentisch nutzen möchte, sollte sich auch eine Tastatur und Maus zulegen. So lässt sich die Routenplanung sehr bequem unter Deck durchführen. Über WLAN kann die Karte auf ein Tablett mit einem Webbrowser am Steuerstand gespiegelt werden. Die TV-Box ist dann quasi der AvNav-Server. Beide Anzeigegeräte lassen sich miteinander koppeln, so dass auf den beiden Bildschirmen synchron das Gleiche zu sehen ist.
Die Zwitterlösung als Navigationsgerät und Mediaplayer macht die TV-Box ganz interessant. Ebenso, dass sie mit 12V am Bordnetz läuft. Mit AvNav hat man eine Softwarelösung parat mit der man die Navigation auch parallel über ein Tablett vornehmen kann. So hat man eine durchgehende Lösung für die Navigation am Kartentisch als auch am Steuerstand. Mit der Nokia-Box macht es wirklich Spaß zu arbeiten und es kommt an keiner Stelle Frust auf. Am Abend lässt sich die TV-Box perfekt zum Fernsehen benutzen. Ein kleiner Wermutstropfen ist der etwas knapp bemessene Flash-Speicher von dem der Anwender nur 4GB nutzen kann.
Im Internet findet man noch eine große Anzahl weiterer Android TV-Boxen mit ähnlichen Leistungsdaten. Grundsätzlich sollten alle technischen Angaben mit Vorsicht betrachtet werden, denn oft handelt es sich bei chinesischen NoName-Produkten um Fake-Daten. Prüfen Sie am besten mit Apps wie AIDA64 und CPU-Z, ob ihre TV-Box wirklich diesen technischen Daten entspricht. Wer Android-TV vom Google-Universum entkoppeln möchte, sollte sich einmal diese TV-Box ansehen. Sie ist bereits mit der OpenSource-Android-Version Lineage OS versehen und enthält das aktuelle Android 12. Zudem ist Lineage OS über das Internet updatefähig und lässt sich damit aktualisieren. Da Lineage OS auch über einen Root-Zugang verfügt, können auch viele andere Dinge auf der TV-Box installiert werden und das System kann an eigene Bedürfnisse umfangreich angepasst werden.